In diesem Buch möchte ich dich / sie mitnehmen in die faszinierende Welt unseres Selbst. Wer sind wir? Wie leben wir mit unseren verschiedenen Persönlichkeitsanteilen? Wie gestalten wir unseren ‹inneren Raum› – unser Selbst?
Als Psychotherapeutin und Coach kann ich immer wieder erleben, wie wichtig das Selbstbild, das Selbstbewusstsein, die Selbstliebe, die (konstruktive) Selbstkritik, die Selbstwirksamkeit und all die vielen anderen Wörter mit dem Wortstamm ‹Selbst› für die Gestaltung unseres Lebens sind. Diese spezielle Gruppe von Wörtern, die mit ‹Selbst-› beginnen und oft synonym verwendet werden beziehungsweise sich gegenseitig beeinflussen, habe ich zu einem neuen Wort – einem Überbegriff – zusammengefasst: Ich nenne sie ‹Selbstwörter›. Die Selbstwörter gehören zueinander, stehen oft synonym, verbinden, bedingen und ergänzen sich.
Zu jedem dieser Selbstwörter wurden viele Bücher und Artikel geschrieben, Experimente durchgeführt und Forschungen betrieben. Mein Ansatz in diesem Buch ist, auf der einen Seite eine Übersicht zu bieten, Verknüpfungen herzustellen, Denkanstöße zu geben, die bestehende Theorie mit der Praxis zu verbinden, zum Reflektieren einzuladen, sich selbst besser kennen zu lernen, und auf der anderen Seite meine Konzepte der Selbstwörter, des Selbsthauses und der inneren Anteile als Input und Impulsgeber anzubieten. Dabei sind die Konzepte der inneren Anteile und des Selbsthauses hilfreiche Metaphern zum besseren Greifbarmachen unserer inneren Dynamiken.
Der systemische Ansatz mit all seinen Facetten wird immer wieder spürbar sein – durch die innere Haltung, den Konstruktivismus und durch Themenbereiche wie Muster, Systeme, Ressourcen und die Allparteilichkeit zu all unseren inneren Persönlichkeitsanteilen.
Sein eigenes Selbst besser kennen zu lernen – seinen Möglichkeitsraum – hilft aus meiner Sicht, sein Leben mit Sinn und Begeisterung zu füllen. Im Laufe des Buches werde ich immer wieder auf unsere Sozialisierung Bezug nehmen, auf die vielen Einflüsse, die uns geformt und uns zu unserem aktuellen Ich gemacht haben. Die Beschäftigung mit den Selbstwörtern in Kombination mit unserem Selbsthaus, also mit unseren inneren Räumen, bildet diesen Ist-Zustand sehr gut ab. Sobald wir im Wissen über unseren aktuellen Ist-Zustand sind, können wir uns entscheiden, genauso wie wir sind, sind wir für uns stimmig oder können die für uns gewünschte Veränderung überlegen. Auch hier möchte dieses Buch ein Inputgeber und Begleiter sein. Vielleicht sagen wir auch wie Martin Luther King: «I have a dream!». Ich habe einen Traum, ich möchte mein authentisches Selbst, meine inneren Anteile, mein Inneres Team und mein Selbsthaus besser kennen lernen.
Denn wie Gerald Hüther, einem Brückenbauer zwischen Neurowissenschaft und Persönlichkeitsentwicklung, schreibt: «Wenn es nicht immer wieder Menschen gegeben hätte, die ihren Träumen gefolgt sind, säßen wir heute noch auf den Bäumen.»
Viele Menschen haben den Kontakt zu sich selbst und damit zu ihrem Potenzial verloren. Mit diesem Buch möchte ich Ideen anstoßen, wie du dir deines eigenen Selbst wieder bewusster werden kannst. «Werde der, der du bist» – ein berühmter Satz des altgriechischen Dichters Pindar, der von Friedrich Nietzsche immer wieder zitiert und von Elena Anna Mayr 2024 aktualisiert wurde: «Du musst nicht immer über dich hinauswachsen. Manchmal lohnt es sich viel mehr, mal ein bisschen in dich hineinzuwachsen.» (Heimweh nach mir)
Die Einflüsse, denen wir seit Geburt ausgesetzt sind, haben unser Selbst verändert und angepasst. Unser angeborener Instinkt, zu überleben und dazugehören zu wollen, führt immer wieder dazu, es anderen recht machen zu wollen, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu unterdrücken und uns damit von unserer wahren Identität – unserem Selbst – zu entfernen. Die gute Nachricht ist: Wann immer wir möchten, können wir uns entscheiden, die Verantwortung für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu übernehmen – trotz unserer Schwächen und einer Vergangenheit, die vielleicht Wunden in uns hinterlassen hat.